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Die Kamera in Aktion
Das Objektiv und den Lichtsensor einer Kamera bezeichnen wir zwar als
»Auge«, bedenken aber nicht, dass sich dessen Funktionsweise von der eines
menschlichen Auges deutlich unterscheidet.
Nach der »Bildaufnahme« durch das menschliche Auge folgt eine äußerst
komplexe Bearbeitung des optisch Aufgenommenen durch das Gehirn. Erst
das in Gemeinschaftsleistung von Auge und Gehirn entstandene Produkt
wird uns als Bild bewusst.
Gänzlich ohne intelligente Verarbeitung im Gehirn erscheint dagegen das
Kamerabild. Das der Kamera fehlende Gehirn für Bildkorrekturen ist auch
technisch kaum zu ersetzen. Stattdessen gilt es, bereits während des Drehens
Aufnahmefehler zu vermeiden.
Kamerahaltung
Beim Betrachten einer Person oder eines Gegenstands bewegt ein Mensch
den Kopf nicht, sondern konzentriert Sehschärfe und Aufmerksamkeit auf
einen kleinen Bereich. So bildet das menschliche Auge beim Lesen nur einen
Ausschnitt des Textes ab, der zwei bis drei Buchstaben entspricht.
Verfolgen unsere Augen ein sich bewegendes Objekt, können wir durch das
Zusammenspiel mit dem Gehirn trotzdem scharf sehen.
Wackelt dagegen die Kamera, kann der Zuschauer die aufgenommenen Bil
der nicht scharf sehen. Solche Wackel-Bilder sind für den Betrachter – zu
Recht – schwer verdaulich, doch leider in vielen Videos keine Seltenheit.
Aufnahmen mit gut erkennbaren Bildern verlangen nach einer ruhigen Ka
merahaltung. An Videoeinsteiger daher die Empfehlung, als »Stillhaltetrai
ning« Einstellungen statischer Objekte zu drehen: Gebäude, Bauwerke mit
klaren Strukturen, stillstehende Menschen vor unbewegtem Hintergrund.
Solche Aufnahmen aus der Hand, also ohne technische Hilfsmittel, sind
nicht nur für Einsteiger eine Herausforderung. Sollte dir in einem Sonntag
abendkrimi auffallen, dass ohne erkennbare dramaturgische Notwendigkeit
eine leicht wackelnde / unruhige Kamera den Protagonisten abbildet, nimm
es dir nicht zum Vorbild.
Verwende die »bewegte« Kamera als wirkungsvolles Stilmittel, um Unruhe,
Action, Hektik darzustellen, und nur als klaren Gegenpol zu ruhigen Einstel
lungen.